Weltportfolio (Gerd Kommer Strategie)
Dr. Gerd Kommer gewann 2016 den deutschen Finanzburchpreis mit seinem Bestseller „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“, in dem er die Weltportfolio-Strategie vorstellt. Seine Strategie hat den Ansatz, die Marktrendite bei minimalen Kosten zu erwirtschaften. Es ist statistisch nachgewiesen, das nur die allerwenigsten Fondsmanager die Marktrendite netto (also nach Kosten) schlagen können. Kommer rät daher von teuren, aktiv gemanagten Fonds ab und empfiehlt Privatanlegern stattdessen seine Weltportfolio-Strategie. Wir erklären, wie Sie diese Strategie für Ihre Geldanlage und Altersvorsorge nutzen können.
So funktioniert das Weltportfolio nach Kommer
Bei der Entwicklung dieser Strategie zog Gerd Kommer die historischen Daten unterschiedlichster Wertpapiere zu Rate. Dabei ging er, je nach Existenzdauer der Produkte, zwischen 20 und 120 Jahre in die Vergangenheit.
Er analysierte die durchschnittlichen Renditen unterschiedlicher Produkte und Strategien, um diese mit einem passiven Investmentansatz zu vergleichen und entwickelte auf diese Weise eine Zeit und Kosten sparende Strategie mit gemindertem Risiko.
Der Anlageschwerpunkt liegt bei passiv verwalteten Fonds. Speziell handelt es sich um Exchange Traded Funds, kurz ETFs, also börsengehandelte Indexfonds.
Die Anlagestrategie nach Kommer sieht eine Zweiteilung des Portfolios in einen risikoreichen und einen risikoarmen Teil vor, wobei die Gewichtung von der eigenen Risikotoleranz abhängig ist.
Dabei ist nicht nur der Anlageschwerpunkt auf ein möglichst passiv verwaltetes Portfolio relevant. Gerd Kommer setzt darüber hinaus auf ein sogenanntes Weltportfolio zur Minimierung von Gefahren der Aktienmärkte.
Er empfiehlt Wertpapiere aus möglichst vielen Branchen und Nationen zu erwerben, um so gegen eventuelle Rückschläge einzelner Bestandteile der Weltwirtschaft geschützt zu sein.
Interessierte Investoren kennen den Ansatz Kommers voraussichtlich als Buy-and-Hold-Ansatz. Wertpapiere sollen also gekauft und über den möglichst langjährigen Anlagezeitraum gehalten werden.
Dieser Vorsatz kennt laut Gerd Kommer jedoch eine Einschränkung: Die Asset-Allokation, also die Gewichtung der Wertpapiere im eigenen Portfolio, soll regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf nachjustiert werden, um eine gleichmäßige Verteilung der Anlageprodukte auf den Weltmarkt sicherzustellen.
Das Ziel der Strategie ist dabei klar: möglichst hohe Renditen bei niedrigem Risiko.
Um ein Depot entsprechend der Anlagestrategie nach Kommer zu gestalten, muss der Anleger sich zunächst über folgende Punkte im Klaren sein:
Die persönliche Risikobereitschaft: Je höher diese ist, desto höher kann der Aktienanteil gegenüber den Anleihen im eigenen Depot ausfallen. Kommer selbst empfiehlt eine Verteilung von 70 Prozent aktienbasierter Produkte und 30 Prozent Anleihen.
Die Asset Allocation: Investoren sollten sich darüber im Klaren sein, auf welche Weise die persönliche Anlagestruktur den Weltmarkt widerspiegeln soll. Wichtig ist hierbei zu beachten, dass der gesamte Weltmarkt, mit allen Branchen und Unternehmensgrößen in ausreichender Positionsgröße im Depot vertreten ist.
Akzeptable Abweichung von der Verteilung: Selbstverständlich lässt sich das eigene Depot nicht in exakt der gewünschten Aufteilung halten, denn die Märkte schwanken ständig.
Da der hier vorgestellte Ansatz ein möglichst passiver sein soll, wird eine maximale Akzeptanz gegenüber Differenzen zum Wunschanteil festgelegt. Wird dieser über- oder unterschritten, werden die entsprechenden Positionen umgeschichtet bzw. angepasst.
Sind diese Punkte geklärt, werden Exchange Traded Funds, passend zu den einzelnen Anlageschwerpunkten gesucht und diese in ein Wertpapierdepot eingekauft.
Die Bandbreite der Weltportfolios nach Kommer reicht dabei sehr weit. Von der einfachen Kombination aus je einem Produkt mit Schwerpunkt auf Schwellenländern und globaler Marktentwicklung mit Risikoreduktion durch deutsche Staatsanleihen, bis hin zu Depots mit Dutzenden Anlageprodukten, lässt sich vieles realisieren.
Dadurch ist diese Strategie auch für nahezu jeden Anleger umsetzbar.
Risikoreiche Anlageprodukte – die Details
Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds wird bei ETFs (in Kommers Strategie der risikoreiche Anteil) kein Team von Verwaltern benötigt, welche auf Marktgeschehnisse reagieren und versuchen das optimale Ergebnis zu erreichen.
Das Produkt bildet lediglich den Markt und dessen Entwicklung direkt ab und wird nur dann geändert, wenn sich der Vergleichsindex ändert.
Beispielsweise ändert sich ein solches Anlageprodukt, wenn ein Unternehmen den DAX verlässt und stattdessen ein neues Unternehmen dem Deutschen Aktien Index beitritt. Die Vorteile sind dabei die folgenden:
Niedrigere Verwaltungsgebühren: Während passiv verwaltete Asset Klassen meist mit jährlichen Kosten weit unter einem Prozent aufwarten, schlagen die aktiven Alternativen meist gerne mit über einem Prozent zu Buche.
Geringes Risiko: Im Gegensatz zu Einzelaktien wird das Geld beim Investieren in ETFs auf sehr viele, oft tausende Unternehmen gestreut. Das Ausfallrisiko ist dementsprechend praktisch ausgeschlossen.
Zeitersparnis: Komplett ohne jährliche Gebühren ist dagegen das aktive Investieren in einzelne Aktien. Dabei wird allerdings ein hoher Zeitaufwand für die Analyse der einzelnen Wertpapiere nötig und der Erfolg beim Investieren in Einzelaktien ist fraglich.
Bessere Rendite: Durchschnittlich erreichen weder Privatanleger noch Fondsmanager überdurchschnittliche Nettorenditen. Die exakte Spiegelung des Marktes gibt passiven Produkten jedoch genau diese Stärke. Zwar werden im Falle eines Zusammenbruchs der Weltbörsen auch die Verluste verzeichnet, jedoch ist die historische Rendite trotz teils drastischer Kursrückgänge stets positiv geblieben.
Risikoarme Anlageprodukte – die Details
Bei Staatsanleihen handelt es sich um Anlageprodukte, welche von Staaten zur Eigenfinanzierung ausgegeben werden.
Der Investor leiht einem Staat sein Kapital und erhält dafür regelmäßige Zinszahlungen und abschließend den investierten Geldbetrag zurück.
Wer die Gerd Kommer Strategie nutzen und souverän investieren will, sollte sich über die Vorteile von Staatsanleihen im klaren sein:
Stabile Zinszahlungen: Zwar sind die Zinsen von Staatsanleihen meist relativ gering, doch werden Tagesgeld- und Festgeldkonten zumeist überboten. Zudem sind die Zinszahlungen konstant und unterliegen keinen Marktschwankungen.
Hohe Sicherheit: Staaten gehen selten pleite, zumindest weit weniger häufig als Unternehmen. Der deutsche Staat beispielsweise war seit dem Wiederaufbau Mitte des letzten Jahrhunderts stets in der Lage seine Schulden und Zinsen pünktlich zu bedienen.
Niedriger Zeitaufwand: Der Ankauf von Staatsanleihen ist vergleichsweise schnell abgewickelt und das Angebot eines Landes ist relativ überschaubar. Entsprechend wird für dieses Anlageprodukt wenig Zeit in Anspruch genommen.
Gerd Kommer setzt dabei hauptsächlich auf Staatsanleihen in eigener Währung, um so das Währungsrisiko ausländischer Papiere zu umgehen.
Damit ist gemeint, dass im Falle einer Verschiebung des Wechselkurses das Risiko einen geringeren Betrag der eigenen Währung als erwartet herauszubekommen, umgangen wird.
Darüber hinaus rät er zu Anleihen mit kurzen Laufzeiten. Das hat den Vorteil, dass eventuelle Zinsanstiege nicht langfristig am eigenen Kapital vorbei gehen.
Vorteile der Gerd Kommer Strategie gegenüber anderen Anlagekonzepten
Die Anlagestrategie nach Kommer in Form eines Weltportfolios ist die einzige Anlagestrategie am Kapitalmarkt die statistisch wie wissenschaftlich belegt ist.
Dementsprechend hat diese Strategie einige Stärken, die sie gegenüber anderen Möglichkeiten abgrenzt. Passives Investieren stellte sich als die geeignete Strategie für einen Großteil der Investoren heraus, da ein solcher Ansatz im historischen Vergleich gegenüber den meisten Anlageformen bessere Renditen aufweist.
Die niedrigen Chancen den Markt auf eigene Faust zu schlagen, begründet er dabei relativ simpel. Der Markt ist die Ansammlung aller in Wertpapiere investierten Gelder.
Das führt dazu, dass durchschnittlich 50 Prozent jeweils über und unter der entsprechenden Marktrendite eines Jahres liegen. Dadurch wird deutlich, dass die Hälfte der Entscheidungen an der Börse potenzielle Fehler sind und das kann auch die Fondsmanager treffen.
Allerdings verlieren aktiv verwaltete Fonds aus Privatanlegersicht selbst dann, wenn Sie bis zu den jährlichen prozentualen Verwaltungskosten über der Marktrendite liegen, da sich deren Nettorendite aus der Fondsrendite abzüglich der jährlichen Kosten ergibt.
Entsprechend schneidet ein beachtlicher Teil der Fonds, welche den Markt eigentlich übertrumpfen, aus Sicht der privaten Investoren schlechter ab, was dazu führt, dass weit mehr als 50 Prozent dieser Fonds schlechter als der Vergleichsindex abschließen.
Demgegenüber fehlt es Privatpersonen, deren Haupterwerb nicht an der Börse stattfindet, zumeist am nötigen Know How, um gute Ergebnisse im Alltag der Wertpapierbörsen zu erzielen.
So mancher Sparer und Anleger hat sich schon über sein erstes Börsenjahr mit zweistelligen prozentualen Gewinnen und überdurchschnittlichem Gesamtergebnis gefreut und nach dem zweiten Jahr mit hohen Verlusten frustriert die Flinte ins Korn geworfen.
Es bleibt festzuhalten: Nur selten schaffen es sowohl professionelle Fondsmanager, als auch Privatpersonen, besser abzuschneiden als ein passiver Investmentansatz mit Exchange Traded Funds.
Die Beimischung von Staatsanleihen zum Weltportfolio ermöglicht es, beim passiven Investieren nach Gerd Kommer, Schwankungen an den Märkten zu reduzieren und dadurch das Verlustrisiko weiter zu senken.
Diesen Vorteil bietet nahezu kein aktiv verwaltetes Produkt und in Eigenregie wird dadurch zusätzliche Arbeit zum ansonsten schon aufwendigen Investmentprozess fällig.
Warum empfiehlt die Hausbank diese Produkte nicht?
Einige Leser fragen sich nun sicherlich, warum die Bank des Vertrauens, mit der man seit Jahren zufrieden ist, bisher kein passives Investment empfohlen hat und stattdessen lieber auf aktive Anlageprodukte verweist.
Die Erklärung ist dabei so einfach wie einleuchtend: Die niedrigeren Kosten der ETFs kommen zum einen durch den wesentlich geringeren Verwaltungsaufwand zustande, aber auch durch die bedeutend niedrigeren Provisionen und eben dieser Aufwand ist das Tagesgeschäft vieler Banken.
Dementsprechend verdienen Banken am Verkauf von solchen Anlageprodukten beträchtlich weniger, als an aktiven Alternativen. Darüber hinaus bieten die meisten Banken eigene aktive Angebote, welche natürlich vorrangig verkauft werden sollen, um das eigene Haus zu stärken.